LOFAR

Eine neue Ära der Radioastronomie

Prof. Dr. Marcus Brüggen
Jacobs Universität
Bremen

LOFAR steht für Low Frequency Array und ist ein Netzwerk von neuartigen Radioteleskopen, die im Verbund mit weiteren Stationen in den Niederlanden das größte Teleskop der Welt bilden werden.

Klassische Radioteleskope sammeln, wie die meisten optischen Teleskope, Strahlung mit parabolförmigen Spiegeln, die der scheinbaren Bahn einer Radioquelle am Himmel nachgeführt werden. LOFAR hingegen ist ein völlig neuartiges, digitales Radioteleskop, das keine beweglichen Teile und Motoren benötigt. Die Radiowellen werden von einem großen Netz festinstallierter Antennen empfangen, die in fussballfeldgroßen Stationen (Antennenfelder) angeordnet sind. Die digitalisierten Signale von tausenden Antennen werden über Gigabit Datenleitungen quer durch Europa zu einem zentralen Supercomputer geleitet, der die Signale zu einem Bild einer bestimmten Himmelsregion zusammenführt.

Dieses neuartige Konzept erlaubt einen Blick in das Universum in einem Frequenzband, das noch völlig unerforscht ist. Der Bereich von 30-240 MHz, in dem LOFAR operieren wird, ist der letzte Teil des elektromagnetischen Spektrums, der noch nicht beobachtet worden ist. Irdische Störsignale und der Einfluss der Ionosphäre haben dies bislang unmöglich gemacht. Nur durch digitale Korrekturverfahren können diese Störungen herausgefiltert werden. Dabei verspricht dieses Frequenzband spektakuläre Erkenntnisse über die frühen Phasen des Universums, in denen der Raum zwischen den Sternen und Galaxien noch von undurchdringbarem Wasserstoff erfüllt war. Somit wird LOFAR den bislang tiefsten Blick in unser Universum erlauben und u.a. Erkenntnisse über das Entstehen der ersten Sterne bringen. Darüberhinaus möchten deutsche Wissenschaftler mit LOFAR kosmische Magnetfelder und die Jets von Schwarzen Löchern in fernen Galaxien messen.

Dr. Marcus Brüggen ist seit 2006 Professor für Astrophysik an der Jacobs Universität in Bremen. Zuvor studierte er in Cambridge in England und arbeitete als Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Astrophysik in München. Sein wissenschaftliches Interesse gilt der Hochenergie-Astrophysik, der numerischen Kosmologie und der Physik des intergalaktischen Mediums.


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